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16 Kleider und eine Braut

Ich liebe Hochzeiten! Und jetzt durfte ich eine Traungszeremonie auf kambodschanisch erleben. Am Donnerstag war es dann endlich soweit. Ich konnte es kaum erwarten, dass die letzte Unterrichtseinheit vorüber war, damit ich wir uns für die Hochzeit fertigmachen konnten. Zuvor mussten wir aber unsere maßgeschneiderten Kleider abholen. Die Nichte einer Lehrerin hatte sie für uns angepasst. Und das war nicht leicht für sie, denn anscheinend gibt es doch große Unterschiede zum asiatischen Körperbau. Nach mehreren Änderungen passte es dann endlich.

Wir entschieden uns jedoch nicht für ein traditionelles Kambodscha Kleid, da ich bezweifle, dass ich dies in Österreich noch einmal tragen würde…

Um 18:00 ging die Fahrt, gemeinsam, mit den anderen Lehrerinnen los. Etwas außerhalb von Phnom Penh parkten wir dann schon sozusagen fast direkt im Kuhstall.

Es war schon ein seltsames Gefühl mit unseren prunkvollen Kleidern über die Straße zu marschieren, während die Straßenkinder zum Teil gerade mal eine Hose und Shirt anzuziehen haben.

Ich muss auch noch erzählen, dass solch großen Feste immer in riesigen Zelten, mitten auf der Straße gefeiert werden. Mir kommt es vor, als ob man damit versuche die Armut, welche rund um das Zelt herrschte, für eine kurze Zeit auszusperren. Gleich beim Zelteingang wurden wir herzlich empfangen und die ersten paar Bilder wurden geschossen. Aja euch wird sicher auch interessieren wer überhaupt geheiratet hat? Es war die Hochzeit von zwei Lehrkräften aus unserer Volksschule, welche ich mittlerweile auch schon in den letzten drei Monaten gut kennengelernt hatte. Als ich aber der Braut das erste Mal begegnete, hätte ich sie fast nicht wieder erkannt … blaue Kontaktlinsen und von dezentem Make up war hier auch nicht mehr die Rede… Doch das Aussehen ist den Menschen hier in Kambodscha sehr wichtig und es ist üblich, dass sich die Frauen sehr stark auf ihr Äußeres achten, wenn sie dann auch schon die Feier nach einer Stunde wieder verlassen. Trotz meinem wunderschönen Kleides bin ich mir jetzt fast „underdresst“ vorgekommen.

Ein besonders bemerkenswerter Brauch ist, dass sich das Hochzeitpaar während der Zeremonie geschätzte 16 Mal umzieht und sie immer wieder in sehr eleganten Kostümen wieder kommen. Jedes Mal, wenn ich sie wiedersah, hatten sie schon wieder etwas anderes an. Daraus wird dann ein Fotoalbum gemacht, welches auch nicht gerade billig ist. Doch auch dies wird hier von der kambodschanischen Gesellschaft erwartet, unabhängig vom Familienstand. Geschenke sind bei Hochzeiten in Kambodscha nicht üblich. Jeder Gast bekommt eine Einladung und ein Kuvert mit seinem Namen, um darin Geld zu geben. Als wir unser Kuvert übergeben hatten, führten uns die Gastgeber zu unserem Tisch. Aber wie ich dann merkte, gibt man das Kuvert erst ab, nachdem man das Essen verkostet hatte. Je nachdem, richtet sich dann der Geldbetrag, den man hergibt. Der Betrag wird aber auch in Listen mitgeführt, um bei einer Rückeinladung sich danach zu richten. Fragt mich nicht warum, aber es ist eben so…

Bei einem Gespräch mit einem Hochzeitsgast, erfuhr ich auch, dass möglichst viele Leute eingeladen werden, um sich dadurch vielleicht ein eigenes Moped oder ein Haus finanzieren zu können. Ausländer sind besonders gerne gesehen (vielleicht weil diese am meisten hergeben …). Und so standen wir Volontärinnen wieder einmal den ganzen Abend im Rampenlicht. Wenn auch mein Sitznachbar am Tisch nicht ganz verstand, dass ich kein Khmer spreche hihi. Dadurch war die Stimmung bei uns zu Beginn etwas gedrückt, da wir auch großteils mit wildfremden Menschen am Tisch saßen und auch sprachlich nicht so untereinander kommunizieren konnten. Doch unsere Hochzeitsspiele bzw. die österreichischen Traditionen habe ich etwas vermisst.

Vor Aufbruch nach Hause konnten wir aber noch eine schöne Tradtion miterleben. Dabei wurden Blütenblätter auf das Brautpaar geworfen (und kein Reis ,wie bei uns) und wenn die Hochzeitstorte auch keine Torte ist, sondern Früchte, so wurden diese gemeinsam vom Brautpaar angeschnitten und den Eltern übergeben.


Doch auch Weihnachten geht hier bei uns nicht spurlos vorüber. Ob man es schafft hier Vanillekipferl zu backen und wie ein Adventmarkt aussieht, erzähle ich euch beim nächsten Mal …


Bussi Eure Lena


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